Altes Handwerk neu entdecken

Am Samstag, den 6.4. hatte der Arbeitskreis Asyl Familien mit Migrationshintergrund zu einer Erlebnistour ins Bocholter Handwerksmuseum eingeladen. Acht Kinder und zwölf Erwachsene, vornehmlich ukrainischer Herkunft, waren der Einladung gefolgt.

Ein dreiköpfiges Team unseres Arbeitskreises, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Museums und eine Übersetzerin begleiteten die Gäste durch den Nachmittag. Bei sonnigem Wetter konnten alle eine spannende Zeit miteinander verbringen und dabei traditionelles Handwerk aktiv erleben.

Gestartet wurde in der Schreinerei, wo die alten Werkbänke mit den beeindruckend großen Schraubstöcken, den Sägen und Hobeln zunächst bestaunt und dann von den Kindern, zumindest was das Hobeln betrifft, aktiv ausprobiert wurden. In Holzschuhen erkundeten die Jungen und Mädchen auch die entlegendsten Ecken des Hauses und ließen sich schließlich mit Mama oder Papa im „Fotostudio nach alter Zeit“ neben den lebensgroßen Puppen im Sonntagsoutfit fotografieren. Das Beste kam allerdings zum Schluss: Am Ausgang der Schreinerei wartete auf

die jüngsten Besucher der alte Krämerladen mit seinen bunten Blechdosen, den geheimnisvoll anmutenden Schachteln und den blechernen Werbeschildern. Aus großen Gläsern, gefüllt mit Süßigkeiten verschiedenster Art, ließen sich staunende Kinder dicke Schaumerdbeeren, saure Frösche, Brausetütchen, Lakritzschnüre und vieles mehr einzeln und individuell zusammen-stellen, um sich dann draußen in der Sonne daran gütlich zu tun. Welch ein Glück, dass die alte Registrierkasse auf der Ladentheke entweder nicht mehr wirklich funktionsfähig war oder gerade eine Betriebspause einlegte. Erwachsene und Kinder nutzten jetzt die Kaffee- und Kakaopause, um sich für den zweiten Teil des Nachmittags bei einem Stück Kuchen zu stärken.

Danach konnte jeder auf eigene Faust das Gelände erkunden:

Der Schmied berichtete von den Besonderheiten seines alten Handwerks und zeigte, wie in früherer Zeit über offenem Feuer Garderobenhaken oder riesige Nägel geschmiedet wurden. Nebenan probierten sich große und kleine Teilnehmer/innen an traditionellen Druckverfahren. Nachdem die gewünschte Druckplatte gefunden war, wurde diese mit Rollen von allen Seiten gut eingefärbt, um dann durch eine große Presse gedreht zu werden. Das ganze Verfahren erforderte einiges an Kraft und hinterließ durchaus Farbspuren an den Händen. Egal! Stolz hielt man letztendlich die selbst erstellte Motivkarte oder das Bild in Händen.

Dann ging’s ab zum Seil winden. Hier zeigten mal wieder die Kinder besonderen Einsatz. Vier aus Hanf gefertigte Einzelstränge mussten durch Spannen und Kurbeln unter Einsatz von Muskelkraft zusammengewunden werden, um ein Seil zu ergeben. Auch das klappte prima.

Vor allem die Mädchen hielten sich länger in der kleinen „Töpferwerkstatt“ auf und hatten ihre Freude daran, Tonkacheln nach persönlichen Vorlieben zu formen und zu verzieren.

Es gäbe noch so viel mehr über diesen kurzweiligen, spannenden und erlebnisreichen Nachmittag zu berichten und man hätte wahrscheinlich immer noch etwas vergessen. Abschließend bleibt zu sagen, dass die Aktiven vom Handwerksmuseum einen tollen Job gemacht haben! Sie wurden nicht müde, immer wieder zu erzählen, zu erklären, zu „werkeln“ und zu unterstützen. Danke dafür!

Eingeladen hierzu sind vorrangig Menschen aus anderen Ländern, die in den letzten Wochen und Monaten zu uns nach Bocholt gezogen sind. Diese kennen Bocholt noch nicht so gut und diese Führung könnte dazu beitragen Bocholt zu entdecken und besser kennenzulernen. Darauf liegt der Schwerpunkt und nicht, wie es sonst oft der Fall ist bei Stadtführungen, auf geschichtliche Hintergründe.

Bocholt Bleibt Bunt ruft gemeinsam mit weiteren Vereinen und Organisationen zur Demonstration gegen rechte Umsturzpläne und faschistische Deportationspläne auf. Am Samstag, den 27. Januar, um 14 Uhr startet die Demonstration am Berliner Platz und zieht über die Willy-Brandt-Straße einmal um den Ring.